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BeitragJournal 1/23Konzepte | Entwicklung

52 Kommunen setzen innovative Wohnprojekte aufs Gleis

By 17. April 2023Mai 30th, 2023Keine Kommentare
Visualisierung Altenbeken
Visualisierung: De Zwarte Hond

Bauland an der Schiene – eine Zwischenbilanz

Im Oktober 2018 ging die Landesinitiative „Bauland an der Schiene“ des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen an den Start. 254 Städte und Gemeinden erhielten eine Einladung, 101 Bauland-Gespräche konnten BEG und NRW.URBAN bisher im Auftrag des Ministeriums führen, 52 Kommunen haben eine Planung für insgesamt 1.250 Hektar beauftragt. So vielfältig die Standorte und regionalen Besonderheiten sind – in den zahlreichen Gesprächen, die NRW.URBAN mit den kommunalen Vertreterinnen und Vertretern geführt hat, tauchten einige Fragen immer wieder auf: Welche Dichte ist im regionalen Kontext angemessen? Wie können neue Wohngebiete unter Berücksichtigung der Klimafolgenanpassung in die Landschaft eingebunden werden? Wie gelingt es, die Nähe zur Schiene optimal zu nutzen und den SPNV mit weiteren nachhaltigen Mobilitätsangeboten sinnvoll zu verknüpfen? Und wie schaffen es Planerinnen und Planer, eine hohe Akzeptanz bei Bürgerinnen und Bürger für die neuen Wohnviertel zu schaffen? Vier Beispiele möchten wir Ihnen weiter unten vorstellen.

Virtuelle Ausstellung „Städtebauliche Zukunftsqualität an der Schiene“

Die heutige Verzahnung von Fachplanungen und Flächenentwicklung entscheidet darüber, ob künftiges Mobilitätsverhalten tatsächlich auf die Schiene ausgerichtet wird. Deshalb sollten die aktuellen Handlungsbedarfe systematisch erörtert und auch Zukunftsqualitäten hinsichtlich einer angemessenen städtebaulichen Dichte, zeitgemäßen Nahmobilitätslösungen und Klimaanpassungsmaßnahmen in den Fokus genommen werden. In unserer virtuellen Ausstellung erleben Sie die Projektfortschritte und sammeln Impulse sowie Inspirationen zur Realisierung lebendiger Räume von morgen.

Zur virtuellen Ausstellung
Illustration Städtebauliche Verdichtung

1. Dichte im ländlichen Raum

Der Wohnpark Egge in Altenbeken

In Altenbekens Ortszentrum an der Christian-Schütze-Straße soll ein Modellprojekt im Bereich Wohnen im Rahmen der REGIONALE realisiert werden. Mit Unterstützung der Landesinitiative „Bauland an der Schiene“ konnte die Gemeinde das Büro für Architektur- und Städtebau „De Zwarte Hond“ mit einer Rahmenplanung beauftragen.

Die Ausarbeitungen sehen ein gemischtes Quartier mit Patio-Wohnungen, Mehrgenerationenhäusern und einer Senioren-WG vor. Auf einem rund 1,1 Hektar großen Gelände in Bahnhofsnähe, idyllisch an der Beke gelegen, sollen circa 60 Wohneinheiten entstehen. Das ist für die ländlich geprägte Region eine ungewohnt hohe Dichte. Rund 50 Interessierte kamen Ende 2021 zu einer Bürgerversammlung ins Altenbekener Schulzentrum und zeigten sich beeindruckt von den vorgestellten Planungen. „Wir benötigen dringend seniorengerechte Wohnungen, die vielfältigen Möglichkeiten für gemeinschaftliches Wohnen mit mehreren Generationen sowie die im ländlichen Raum sehr seltenen Single-Wohnungen interessieren auch die Jüngeren in Altenbeken“, sagt Marvin Göbel, Projektverantwortlicher im Fachbereich Planen und Bauen in Altenbeken. Alle waren sich einig, dass die Gemeinde eine dichtere Bebauung auf diesem Areal gut verträgt. „Die Gebäude sind maximal 2,5-geschossig und fügen sich harmonisch in die Topografie ein“, ergänzt Thomas Sänger, Leiter des Fachbereichs Planen und Bauen in Altenbeken. „Das überzeugte die Politik und die Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen.“ Das neue Wohngebiet liegt nicht nur in direkter Bahnhofsnähe, es wird auch über eine Bushaltestelle direkt an das ÖPNV-Netz angebunden. Erste Investoren haben bereits ihr Interesse bekundet. Thomas Sänger: „Wir werden die europaweite Ausschreibung im Sommer 2023 veröffentlichen, parallel startet das Bebauungsplanverfahren.“

Wir benötigen dringend seniorengerechte Wohnungen, die vielfältigen Möglichkeiten für gemeinschaftliches Wohnen mit mehreren Generationen sowie die im ländlichen Raum sehr seltenen Single-Wohnungen interessieren auch die Jüngeren in Altenbeken.

Marvin GöbelProjektverantwortlicher im Fachbereich Planen und Bauen in Altenbeken
Illustration Energie und Umweltfolgen

2. Klimaanpassung durch Hochwasserschutz

Die alte Weserwerft in Minden

Im Rahmen einer Förderung durch „Bauland an der Schiene“ lässt die Stadt Minden Voruntersuchungen auf dem Gelände der ehemaligen Weserwerft, das in direkter Nachbarschaft zum Hauptbahnhof liegt, durchführen. Dort soll ein neues Wohnquartier entstehen – direkt am Wasser, mit Blick auf die historische Altstadt und die Fischerstadt. Mittels der Untersuchungen soll geklärt werden, welche Art der Bebauung und Nutzungsmischung sich für den Standort am besten eignet. Insbesondere der Hochwasserschutz spielt eine wesentliche Rolle, da sich die gesamte Fläche der ehemaligen Weserwerft in einem überschwemmungsgefährdeten Gebiet befindet. Über die Landesinitiative konnte die Stadt Minden das interdisziplinär arbeitende Büro für nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung MUST mit Sitz in Köln und Amsterdam beauftragen – ein niederländisches Planungsbüro mit Expertise im Bereich Bauen und Wohnen am Wasser. Außerdem beschäftigen sich die Planerinnen und Planer mit der infrastrukturellen Anbindung an die Schiene. Lars Bursian, Beigeordneter für Städtebau und Feuerschutz bei der Stadt Minden: „Wir erwarten innovative und attraktive Ideen für die Entwicklung dieses besonderen Standortes.“

Illustration Mobilität

3. Mobilität nachhaltig gestalten

Projekte an der Schiene in Troisdorf

Nachdem in der Stadt Troisdorf 2019 ein neues Empfangsgebäude am Hauptbahnhof mit angegliedertem 6-geschössigen Geschäftshaus und Hotel sowie Mobilitätszentrale eröffnet wurde und die Fertigstellung des Bauland-an-der-Schiene-Projekts „Carré verde“ in Sicht ist, möchte die Kommune nun noch weitere Flächen im Stadtgebiet mit NRW.URBAN im Rahmen des Landesprogramms „Bauland an der Schiene“ entwickeln.

Aktuell beschäftigt sich die Stadt mit dem Ortsteil „Friedrich-Wilhelms-Hütte“. In unmittelbarer Nähe zum „Carré verde“ ist eine weitere Bauland-an-der-Schiene-Entwicklung in Troisdorf geplant. Bislang dominieren kleinteiliges Gewerbe, ältere Wohnbebauung und untergenutzte Flächen das Areal. Direkt am Bahn- Haltepunkt „Friedrich-Wilhelms-Hütte“, der derzeit von der Deutschen Bahn AG ausgebaut wird, sollen das Bahnhofsumfeld städtebaulich aufgewertet und innovative Konzepte der Mobilitätsverknüpfung umgesetzt werden. Die Planung sieht eine Nachverdichtung unter Berücksichtigung der Bestandsnutzungen vor. Aktuell qualifiziert und verfeinert die Stadt Troisdorf mit unterschiedlichen Akteuren die Planungen.

In direkter Nähe zum Bahnhof Troisdorf besteht auf einem 2,5 Hektar großen Gebiet oberhalb der Bahnstraße langfristig weiteres Potenzial für ein neues Quartier.

Illustration Beteiligungen

4. Bürgerwünsche bestimmen Planungen

Individualität und Gemeinschaft in Havixbeck

Die Gemeinde Havixbeck entwickelt im Ortsteil Masbeck dringend benötigte Wohnbaufläche. Aufgrund der Nähe zum Bahnhaltepunkt hat die Gemeinde im Rahmen des Förderprogramms „Bauland an der Schiene“ den Zuschlag für eine städtebauliche Rahmenplanung erhalten. Der erste Vorschlag eines Planungsbüros wurde auf politischer Ebene nicht befürwortet. Daraufhin trat die Gemeinde mit dem Wunsch an NRW.URBAN heran, ein Beteiligungsverfahren zu konzeptionieren und zu begleiten, um die Fläche im Bottom-up-Verfahren zu qualifizieren.

Im September 2021 startete das kooperative Gutachterverfahren, an dem sich die Havixbecker Bürgerinnen und Bürger mittels hybrider Veranstaltungen entweder in Präsenz oder digital über die Crossiety-App beteiligen konnten. Im Rahmen des Werkstattverfahrens lieferten Fachleute aus Städtebau, Mobilität und Energie Input. Die Teilnehmenden beschäftigten sich in einer Auftaktveranstaltung, einem Zwischen-Kolloquium und einem Abschlussforum mit neuen Formen der Energieversorgung, nachhaltigen Mobilitätskonzepten und der Bedeutung von gefördertem Wohnungsbau. Mit den Wünschen und Ideen der Havixbecker setzten sich vier Planungsbüros auseinander. Eine Auswahlkommission empfahl den Entwurf des Architektur- und Stadtplanungsbüros „Pesch Partner“. Die Arbeit zeichne sich durch ein robustes Grundgerüst von öffentlichen Räumen, Grünraum und Bebauungsstruktur aus und verknüpfe vorbildlich neue und nachhaltige Ansätze mit der bestehenden Siedlungsstruktur und den existierenden Landschaftsräumen, so die Jury-Begründung. Der Entwurf sieht fuß- und radläufige Verbindungen zum Bahnhof, eine zeitgemäße städtebauliche Dichte sowie sieben Energie- und Mobilitätsscheunen vor.

Wir werden diese Vorlage nutzen, um ein neues Quartier zu schaffen, dass zeitgemäße Antworten auf die Herausforderungen des Klimaschutzes, der Nachhaltigkeit und der Mobilitätswende gibt und in dem viele Menschen mit den unterschiedlichsten Anforderungen für sich ein neues Zuhause finden können.

Jörn MöltgenBürgermeister Havixbeck

Unser Auftrag

Hier ist die NRW.URBAN GmbH & Co. KG  tätig für das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen.

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Konzepte | Entwicklung

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Carsten Kirchhoff, NRW.URBAN

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Thomas Machulla, NRW.URBAN

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