Moderne Architektur trifft auf historische Gebäude – die Hallen der Firma HASE BIKES entstanden nach und nach, der Baustil folgt einem strengen Gestaltungskonzept.
Es war im Jahr 2001, als die noch junge Fahrradmanufaktur von Marec Hase aus der Hinterhofwerkstatt im Garten seiner Eltern herausgewachsen war und sich der ehemalige Jugend-Forscht-Gewinner auf die Suche nach einer größeren Fertigungshalle machte. Da hatte der umtriebige Tüftler bereits eine Reihe Spezialräder – Falträder, Liegefahrräder, Tandems, Trikes und Fahrräder für Menschen mit und ohne Handicap – entwickelt und Kontakte zu Händlern in ganz Europa und den USA aufgebaut. „Wir haben intensiv nach einer größeren Halle gesucht, nach einem Ort mit Raum zur Expansion und mit Atmosphäre“, berichtet Marketingchefin Kirsten Hase. Von Anfang an wollte das Unternehmerehepaar seinen Mitarbeitenden einen hellen, freundlichen Ort mit „einem gewissen Etwas“ bieten, zudem sollte der Unternehmenssitz repräsentativ und persönlich zugleich sein – um dort Händler zu schulen und Kooperationspartner zu begrüßen.
Stil und beste Qualität
2001 ist es schließlich soweit: Die Firma zieht auf das Gelände der denkmalgeschützten Zeche Waltrop. Im Erdgeschoss des Magazingebäudes bauen die Mechaniker innovative Räder, unter dem Dach lebt Familie Hase. HASE BIKES befindet sich in Nachbarschaft zu anderen Unternehmen, die für Stil und beste Qualität stehen: Unter anderem hat sich das „Warenhaus der guten Dinge“ Manufactum hier angesiedelt. In der früheren Lokhalle werden Volvo Oldtimer repariert und restauriert.
Heute ist die Werkhalle im Magazingebäude wieder so leer wie am ersten Tag. Nur Mitarbeitende aus Verwaltung, Forschung, Marketing, Einkauf und Entwicklung arbeiten weiterhin in den oberen Etagen des Backsteinbaus. Alle anderen zogen über die Jahre in neue Gebäude auf einer 2,2 Hektar großen Erweiterungsfläche um. Nach und nach baute HASE BIKES neu: erst eine Lagerhalle, dann weitere Büroflächen und differenzierte Werkstätten zur Fertigung spezieller Drehteile und schließlich 2021 eine neue Montagehalle. Die Halle des Magazingebäudes wird jetzt zur HASE-Erlebniswelt mit Showroom, Museum und kleinem Shop.
”„Wir plädieren seit mehr als 20 Jahren dafür, dem Fahrrad im Mobilitätsmix mehr Bedeutung zuzuschreiben.“
Kirsten HaseMarketingchefin HASE BIKES
Projekt des Grundstücksfonds NRW
„Offiziell sind noch 8.761 Quadratmeter Fläche hier am Standort übrig“, berichtet Marion Ikemeyer von NRW.URBAN, zuständig für die Vermarktung. Interessenten für diese Flächen gibt es bereits: eine Tischlerei für Möbel und individuelle Inneneinrichtungen und – HASE BIKES. Damit wäre das im Jahr 1984 begonnene Projekt des Grundstücksfonds NRW abgeschlossen.
Kirsten Hase: „Wir plädieren seit mehr als 20 Jahren dafür, dem Fahrrad im Mobilitätsmix mehr Bedeutung zuzuschreiben. Unser stetiges, aber bewusst nachhaltig und besonnen gestaltetes Wachstum gibt uns Recht.“ Die explodierende Nachfrage nach Fahrrädern und die gleichzeitigen Lieferengpässe bei hochwertigen Teilen in Zeiten der Pandemie hätten den Spezialfahrradhersteller allerdings fast an seine Grenzen gebracht. Dario Valenti, Mitarbeiter des Marketing- Teams von HASE BIKES, ergänzt: „Die neue Halle ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung, um mit unseren Produkten die steigende Nachfrage zu bedienen.“ So beschleunigt nicht nur die neue – von Marec Hase nachträglich optimierte – Montagelinie die Produktion erheblich. Das Unternehmen baut seine Vorräte an Bremsen und Elektromotoren aus, für das perfekte Einspeichen und Zentrieren von Rädern haben die Entwickler gar eine eigene computergesteuerte Anlage gebaut.
INFO
38 Jahre Entwicklungsarbeit
Von der Zechenbrache zu einem der schönsten Gewerbegebiete im Ruhrgebiet: Die Zeche Waltrop ist nach Zollverein in Essen das zweitgrößte zusammenhängende Zechenensemble seiner Art in NRW. Mittlerweile haben sich rund 40 Unternehmen mit über 400 Mitarbeitern teilweise in den historischen Zechengebäuden, teilweise in neu errichteten Gebäuden auf einer Erweiterungsfläche angesiedelt. Die LEG als Vorläufergesellschaft von NRW.URBAN hatte das rund 38 Hektar große Areal 1984 für den Grundstücksfonds NRW erworben und in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Waltrop entwickelt. Die Landesgesellschaft war unter anderem zuständig für die Projektsteuerung und -leitung, Sanierung und Baureifmachung, Erschließung, Grundstücksbewirtschaftung, die Entwicklung eines Gestaltungshandbuchs und die Vermarktung mit besonderer Berücksichtigung der Natur- und Landschaftsstrukturen.