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FotostoryJournal 2/23Konzepte | Entwicklung

Alltagsverkehr und Anbindung an den Hambach-Loop: Ein Rad- und Gehwege-Check in Niederzier

By 2. Oktober 2023Februar 20th, 2024Keine Kommentare
Ein Rad- und Gehwege-Check in Niederzier
Nadine Steffens von NRW.URBAN, Cornelia Neunzig und Jonas Hamacher vom Strukturwandelmanagement der Gemeinde Niederzier sowie Bürgermeister Frank Rombey vor dem Rathaus in Niederzier.

Das Thema Mobilität ist auch in kleineren Kommunen auf dem Land ein wichtiger Standortfaktor, wenn es um Pendlerverkehre und das Zurücklegen von Arbeits- und Schulwegen geht. Sichere Schulwege, die Verknüpfung von auseinanderliegenden Ortsteilen, eine gute Anbindung an den Bahnhof, ein Wirrwarr von Kreis- und Landesstraßen, Behördendschungel, und all das bei knappen kommunalen Ressourcen… mit welchen Angeboten hilft das Land, die Probleme von kleinen Kommunen zu lösen? In Niederzier, einer kleinen Gemeinde mit 14.000 Einwohnern im Braunkohlerevier, wird das Thema Mobilität aktuell völlig neu gedacht – denn die Gemeinde im Kreis Düren, zu der auch der Ortsteil Hambach gehört, steht vor großen Herausforderungen. 57 Prozent der ursprünglichen Gemeindefläche haben die Braunkohlebagger weggraben. „Wir sind die Tagebaugemeinde, von allen Gemeinden im Kreis ist Niederzier am stärksten betroffen“, sagt Bürgermeister Frank Rombey. Der Tagebau hat hier nicht nur über viele Jahre Landschaft geformt. Der Bergbau, das Kraftwerk und die braunkohlenahen Industrien im Revier geben auch einem großen Teil der Bürgerinnen und Bürger Arbeit. Mit dem Kohleausstieg bis zum Jahr 2030 steht Niederzier ein Strukturwandel bevor, der nur gelingen kann, wenn frühzeitig die Weichen für den Transformationsprozess gestellt werden.

Unterstützung über drei Programme

NRW.URBAN berät die Gemeinde Niederzier in unterschiedlichen Bereichen und Projekten. Die „Starke Projekte GmbH“ unterstützt die Gemeinde bei der Aufwertung des Rathausumfeldes und bei der Errichtung einer neuern Bürgerbegegnungsstätte im Ellbachpark. Dieser soll in Zukunft sein Potenzial eines wertvollen innerörtlichen Naherholungsraumes als „Grüne Lunge“ mit der Errichtung einer zentral gelegenen Begegnungsstätte für Jung und Alt besser ausschöpfen. Über die Gesellschaft „Perspektive.Struktur.Wandel“ – einer gemeinsamen Gesellschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und der RWE Power AG – arbeiten gemischt besetzte Teams von NRW.URBAN und RWE mit Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fachrichtungen seit April 2022 daran, wirtschaftlich, sozial und nachhaltig tragfähige Konzepte für die Nachnutzung des 120 Hektar großen Tagesanlagen am Tagebau Hambach zu erarbeiten. Neue Arbeitsplätze und touristische Angebote sollen entstehen.

Nachhaltige Mobilität – ein wichtiges Entwicklungsziel

Bei all diesen Planungen spielt die Verknüpfung bestehender Infrastruktur mit neuen – auf diese Nachnutzungen ausgerichteten – Szenarien eine wichtige Rolle. So berät NRW.URBAN über die Förderprogrammatik Nahmobilität die Gemeinde Niederzier zum Beispiel bei der Erneuerung eines bestehenden Fuß- und Radwegs. Beim NRW.URBAN-Fuß- und Radwege-Check begleiteten Bürgermeister Frank Rombey sowie die Strukturwandelmanager Cornelia Neunzig und Jonas Hamacher von der Stabsstelle für Zukunft und Innovation der Gemeinde Niederzier NRW.URBAN-Projektmanagerin Nadine Steffens auf dem Fahrrad.

Die Gemeinde warnt mit der Beschilderung bereits vor Gehwegschäden, der Bedarf der Erneuerung ist den Verantwortlichen bewusst.
Die Gemeinde warnt mit der Beschilderung bereits vor Gehwegschäden, der Bedarf der Erneuerung ist den Verantwortlichen bewusst.
Bürgermeister Frank Rombey (l.) und Nadine Steffens (r.) testen gemeinsam mit Cornelia Neunzig und Jonas Hamacher die Radtrasse entlang des Forstwegs in Niederzier.
Bilder: Martin Steffen
Rad- und Gehweg-Check Niederzier
Rad- und Gehwege-Check Niederzier

800.000 Euro für den Ausbau eines Radwegs haben wir schlichtweg nicht, wir sind auf Fördergelder angewiesen.

Frank RombeyBürgermeister von Niederzier

Erneuerung dringend erforderlich

Der „Forstweg“ – eine Hauptverkehrsstraße mit separatem Fuß- und Radweg – verbindet aktuell die Tagesanlagen Hambach mit den Ortsteilen Nieder- und Oberzier. „Sie merken, warum der Weg dringend überarbeitet werden muss“, sagt Jonas Hamacher, während er mit seinem Rad über von Wurzeln aufgebrochenen Asphalt holpert. Kurz darauf wird Bürgermeister Rombey von einer Anwohnerin herangewunken. Nach herzlicher Begrüßung klagt sie dem Gemeindeoberhaupt ihr Leid. „Besonders zur dunklen Jahreszeit ist es gefährlich, hier mit dem Rad entlangzufahren“, berichtet die junge Frau. Es fehle zum Beispiel an einer durchgängigen Beleuchtung. „Hier ist eine grundhafte Erneuerung notwendig“, erklärt Expertin Nadine Steffens von NRW.URBAN. Der Weg müsse nicht nur beleuchtet, sondern auch auf eine einheitliche Breite ausgebaut werden. „Außerdem fehlen Markierungen an den
Einmündungen zu angrenzenden Grundstücken, die Beschilderung ist nicht klar und es gibt an einigen Stellen Höhendifferenzen, die barrierefrei ausgebaut werden müssen“, ergänzt sie. Darüber hinaus fehle ein Entwässerungskonzept.

Finanzielle und personelle Ressourcen

Aber warum hat die Gemeinde Niederzier das Projekt nicht schon längst in Angriff genommen? „Bis vor wenigen Jahren war Niederzier eine schuldenfreie Gemeinde“, berichtet Bürgermeister Rombey. Das hat sich inzwischen geändert, die Steuereinnahmen gehen zurück, die Gemeinde hatte erhöhte Kosten durch die Pandemie und durch die Energiepreissteigerungen. Außerdem habe die Gemeinde viele geflüchtete Menschen aufgenommen, ein wichtiger, aber auch kostenintensiver Schritt. Nicht zuletzt fehlt es an personellen Ressourcen, um die umfangreichen Planungsaufgaben anzugehen. Rombey: „800.000 Euro für den Ausbau eines Radwegs haben wir schlichtweg nicht, wir sind auf Fördergelder angewiesen.“ Strukturwandelmanagerin Cornelia Neunzig hat deshalb gemeinsam mit Ihrem Strukturwandelmanager-Kollegen Jonas Hamacher einen Förderantrag im Rahmen des Förderpakets Nahmobilität gestellt. Cornelia Neunzig: „Wir sind zuversichtlich, dass wir eine Förderzusage erhalten.“ Viele Mitarbeitende des Tagebaus fahren mit dem Fahrrad zur Arbeit und wünschen sich einen besser ausgebauten Fahrradweg. Auch die in Zukunft entstehenden Gewerbeansiedlungen sollen im Sinne der nachhaltigen Mobilität gut mit dem Fahrrad oder auch zu Fuß erreichbar sein. Der Forstweg wird zudem eine der wichtigsten Anbindungen an den im Rahmen des Strukturwandels geplanten Hambach Loop werden. Mit diesem Radweg rund um den Tagebau entsteht ein touristisches Highlight in der Region.

Nadine Steffens (NRW.URBAN)
Jonas Hamacher, Gemeinde Niederzier
Cornelia Neunzig, Gemeinde Niederzier
Frank Rombey, Bürgermeister von Niederzier

Umweltverträglicher Pendlerverkehr

Der Ausbau des Rad- und Gehwegs am Forstweg soll im Zuge des Strukturwandels ein erstes Vorzeigeprojekt in Sachen nachhaltiger Mobilität werden. Damit die Menschen in Niederzier in Zukunft das Auto häufiger stehen lassen und aufs Rad oder den ÖPNV umsteigen, muss allerdings noch einiges geschehen. „Was in Händen der Gemeinde liegt, gehen wir an“, sagt Cornelia Neunzig. So plant die Gemeinde Fahrradabstellanlagen und E-Ladesäulen am Bahnhaltepunkt im Ortsteil Krauthausen sowie am Rathausquartier. Jonas Hamacher ergänzt: „Andere Infrastrukturmaßnahmen, die uns in Niederzier helfen könnten, die nachhaltige Mobilität nach vorne zu bringen, liegen aber nicht in der Verantwortung der Gemeinde.“ So ist die ÖPNVAnbindung zwischen Niederzier und den umgebenden Metropolen Köln, Bonn und Aachen aktuell wenig kommod. Wer den ÖPNV nutzen möchte, muss zunächst mit dem Bus oder mit der Rurtalbahn nach Düren oder Merzenich. Die Gemeinde hofft, dass die Gütertrasse, die noch von der Tagebau-Werksbahn der RWE Power befahren wird, nach dem Ende des Tagebaus für den Personenverkehr genutzt werden kann. Alle Zukunftskonzepte sind darauf ausgerichtet, dass es weiter viel Pendlerverkehr geben wird – seien es Touristen, die aus dem Dreiländereck zum Radfahren oder zu den neu entstehenden Seen anreisen, seien es die Arbeitnehmenden aus den Ortschaften der Gemeinde, die in den neu angesiedelten Gewerbeunternehmen Arbeit gefunden haben. Hinzu kommen die „Auspendler“, denn Niederzier ist einer der beliebtesten Wohnstandorte in der Region. Über 600 Bauanfragen gingen allein im vergangenen Jahr bei der Gemeinde ein. Menschen aus Köln, Bonn oder Aachen drängen aufs Land in die Jülicher Börde. Das Ende der Braunkohle wird die Attraktivität für diese Klientel noch steigern.

Hambach Loop

Der Hambach-Loop wird seitens der Neuland Hambach GmbH (die Tagebauumfeldgesellschaft der sechs Anrainerkommunen) geplant.

Es handelt sich aber nicht um einen Radschnellweg zwischen Düren und Jülich. Der Hambach Loop ist ein Radrundweg, der als interkommunale Landschaftsverbindung rund um die Sophienhöhe und den künftigen See, eine Vielzahl bestehender und neuer Destinationen verbindet. Der Rundweg übernimmt eine freizeittouristische Funktion, ist aber auch eine wichtige Verbindungsstrecke im Alltagsverkehr. Neben der Vernetzung der Kommunen untereinander liegt der Schwerpunkt in den regionalen Anbindungen und Einbindungen in die bestehenden Netze. Er soll eines der ersten sichtbaren Projekte in der Transformationslandschaft sein.

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