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BeitragFotostoryJournal 2/22

Melting Pot mit Potenzial: Bestandsaufnahme in der Dortmunder Nordstadt

By 4. Oktober 2022Februar 29th, 2024Keine Kommentare
Quartierssparziergang Dortmund Nordstadt, Fotograf: Christoph Kniel
Gemeinsam für Nordrhein-Westfalen, urban und klimafreundlich – so wünscht sich das NRW.URBAN-Team auch die weitere Entwicklung in der Dortmunder Nordstadt.

Die Dortmunder Nordstadt birgt enorme Potenziale – nicht als „zukünftiges Schickimicki-Viertel“, sondern als lebendiges Wohnquartier mit bezahlbaren Mieten, innenstadtnah, mit Räumen für Familien, Studierende, Kreative. Um bauliche und funktionale Defizite noch gezielter als bisher angehen zu können, will die Stadt Dortmund es jetzt genau wissen: Wie ist der Sanierungsstand der einzelnen Immobilien? Wo gibt es großen Handlungsbedarf bezüglich der Infrastruktur im Viertel? Mit welchen Eigentümern gilt es, ins Gespräch zu kommen? Und natürlich: Welchen Blick haben die Bewohnerinnen und Bewohner auf ihr Quartier? Julia Lumme, im Bereich „Konzepte | Entwicklung“ bei NRW.URBAN tätig, ergänzt: „Vor allem wollen wir einen Datenbestand für die Stadt Dortmund schaffen, der eine fundierte Analyse ermöglicht.“

Eine Fachfrau aus dem Quartier

Die Raumplanerin hat bereits während ihres Studiums bei NRW.URBAN als Praktikantin und Werkstudentin gearbeitet, nach ihrem Master im Herbst 2021 hat sie eine Vollzeitstelle angetreten. Wie fühlt es sich an, bereits kurz nach dem Studium in ein solches Projekt der Superlative einzusteigen? „Es ist nicht selbstverständlich, unmittelbar nach dem Master eine solche Verantwortung zu bekommen“, sagt Julia Lumme. Sie ist in viele Prozesse des Projekts involviert – von der Datenerfassung und -analyse, über die Beteiligung der Betroffenen vor Ort bis hin zur Abstimmung mit der Stadt Dortmund. Das Dortmunder Projekt ist aus mehrfacher Hinsicht für sie spannend: „Ich wohne selbst in der Dortmunder Nordstadt und wünsche mir für ‚mein Quartier‘ viele Verbesserungen, besonders im Hinblick auf die Anpassung an den Klimawandel und die Mobilität. Als Raumplanerin freue ich mich zudem, in ein solch facettenreiches Projekt eingebunden zu sein.“ Ein Wunsch, den Julia Lumme für die Nordstadt hat: „Alle Veränderungen sollen den jetzigen Bewohnerinnen und Bewohnern zugutekommen, spätere Maßnahmen sollen niemanden verdrängen.“

Um eine aussagekräftige Datenbasis zu erhalten, anhand derer die Stadt Dortmund gezielte Maßnahmen planen und im Sinne der Bewohnerinnen und Bewohner einleiten kann, hat die Kommune NRW.URBAN mit „Vorbereitenden Untersuchungen“ beauftragt – mit einer Bestandsaufnahme. „Die Untersuchungen prüfen, ob die Nordstadt mit ihren Quartieren Hafen, Nordmarkt und Borsigplatz auch zukünftig als Sanierungsgebiet ausgewiesen werden soll, das heißt, ob eine Städtebauliche Sanierungsmaßnahme nach dem Baugesetzbuch möglich und
sinnvoll ist“, erläutert Ole Malik, Bereich Projektmanagement. Er nimmt zu dem Verfahren, das unter das Besondere Städtebaurecht fällt, in unserem Experteninterview ausführlich Stellung. Auch die für das Projekt notwendigen technischen Voraussetzungen für die umfassende Datenerfassung hat er gemeinsam mit dem Projektteam konzipiert. Die Nutzung von Geoinformationssystemen bieten mehr Möglichkeiten bei der Erfassung und Visualisierung. Durch die Berücksichtigung der räumlichen Dimension können Analysen präziser dargestellt und soziale Gegebenheiten für Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit besser verständlich gemacht werden.

Vorbereitende Untersuchungen, Dortmund Nordstadt, ©Christoph Kniel
Vorbereitende Untersuchungen, Dortmund Nordstadt, ©Christoph Kniel
Fotos: Christoph Kniel
Vorbereitende Untersuchungen, Dortmund Nordstadt, ©Christoph Kniel

Beteiligungsprozesse sind als ein wichtiger und kontinuierlicher Bestandteil der Stadterneuerung zu verstehen.

Philipp TrautmannProjektmanagement, NRW.URBAN

Eine Aufgabe, die richtig Spaß macht

Jens Bücker übernimmt beim Projekt Dortmunder Nordstadt Aufgaben, die er „mit Herzblut“ angeht: Er hat die Bürgerversammlungen gemeinsam mit den jeweiligen Quartiersmanagerinnen und -managern moderiert und Ideenstände zum Thema Mobilität betreut. Die Nordstadt und viele
der Akteure dort kennt er schon länger über ein Forschungsprojekt, in das er über die Universität Bochum involviert war. Der Raumplaner und Geograph ist seit Oktober 2021 bei NRW.URBAN an Bord, nach einem Berufsstart bei der Landesgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern zog es ihn wieder ins Ruhrgebiet. „NRW.URBAN kannte ich bereits über ein Praktikum, als die Zusage für die Stelle in Dortmund kam, habe ich mich sehr gefreut“, sagt Jens Bücker. „Hier habe ich beste Chancen, Projekte mitzugestalten, meine Ideen einzubringen, Planungen anzustoßen.“ Was er am Miteinander bei NRW.URBAN besonders schätzt? „Wenn wir Projektteams zusammenstellen, finden sich immer Menschen zusammen, die richtig Lust auf diese Aufgabe haben. Mit vielen motivierten Menschen im Team macht die Arbeit echt Spaß.“

Vorbereitende Untersuchungen, Dortmund Nordstadt, ©Christoph Kniel
Die Dortmunder Nordstadt – dicht besiedelt und mit viel Potenzial für ein urbanes Quartier.
Vorbereitende Untersuchungen, Dortmund Nordstadt, ©Christoph Kniel

INFO

Die Dortmunder Nordstadt

Rund 60.000 Einwohnerinnen und Einwohner aus 126 Nationen leben in der Nordstadt auf engem Raum. Der Sanierungsstand der Immobilien ist extrem unterschiedlich, Eigentümerverhältnisse sind zum Teil undurchsichtig, ein Teil der Häuser weist erhebliche bauliche Mängel auf. Die Stadt Dortmund bemüht sich seit Jahrzehnten intensiv, den sozialen und baulichen Problemen zu begegnen. 1996 beschloss der Rat der Stadt Dortmund das erste integrierte Handlungskonzept für die Dortmunder Nordstadt. Seit 2012 bietet das IdEENordstadt-Beratungsnetzwerk Wohnungs- und Immobilieneigentümerinnen und -eigentümern in der Nordstadt Unterstützung an. Das siebenköpfige Team des Quartiersmanagements ist seit November 2015 tätig.

Jetzt hat die Stadt Dortmund NRW.URBAN im Vorfeld zu einer möglichen förmlichen
Festlegung eines neuen Sanierungsgebiets mit „Vorbereitenden Untersuchungen“ beauftragt. In den Untersuchungen werden die sozialen, strukturellen und städtebaulichen Verhältnisse in dem
Gebiet betrachtet. Im Zentrum steht die Frage, ob es städtebauliche Missstände gibt, die mit Anwendung des Sanierungsrechtes behoben werden können. Sofern die „Vorbereitenden Untersuchungen“ ergeben, dass eine städtebauliche Sanierungsmaßnahme erforderlich und vor allem auch umsetzbar ist, wird der entsprechende Abschlussbericht auch erste Vorschläge für ein Sanierungskonzept enthalten. Auf dieser Grundlage kann der Rat der Stadt Dortmund – voraussichtlich ab dem Jahr 2023 – ein oder mehrere neue Sanierungsgebiete festlegen. Die Stadt Dortmund erhofft sich durch das Verfahren mehr Eingriffsmöglichkeiten – zum Beispiel durch die Anzeigepflicht von Immobilienverkäufen, ein Vorkaufsrecht oder Anreize für Modernisierungen durch steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten für Eigentümerinnen und Eigentümer.

Ihre Kontaktperson

Philipp Trautmann
Projektmanagement

Revierstraße 3, 44379 Dortmund
Tel.: 0231 4341.252

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