Finnentrop, eine Kommune mit rund 17.000 Einwohnerinnen und Einwohnern im Sauerland, ist ein Ort mit Lebensqualität. Er ist eingebettet in eine malerische Hügellandschaft, die Lenne schlängelt sich durchs Tal, die Auen laden zu Spaziergängen ein. Doch mitten im Ortskern zwischen Wohngebäuden und Geschäften, direkt gegenüber dem Bahnhof, dominiert ein in die Jahre gekommener, verwinkelter und mehrgeschossiger Gebäudekomplex das Bild: die ehemalige Fleischwarenfabrik „Metten“, weit über die Region hinaus bekannt durch ihre Bockwurstspezialität „Dicke Sauerländer“. Das Unternehmen, noch heute einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region, hat seine Produktion bereits 2007 ins nahe gelegene Frielentrop verlegt. Seitdem sucht die Gemeinde nach Nutzungsperspektiven. Mit dem Bau.Land.Leben-Modul Bau.Land.Partner+ werden diese nun auf Machbarkeit konkret geprüft.


Fotos: Franklin Berger

Bau.Land.Leben-Module greifen ineinander
„Finnentrop ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Module aus der Bau.Land.Leben-Familie sich ergänzen“, sagt Tanja Fischer vom Bereich Projektmanagement bei NRW.URBAN. Bereits ab 2007 wurde über den damaligen Bahnflächenpool NRW – heute integriert ins Modul Bau.Land.Bahn – das gesamte Bahnhofsumfeld in Finnentrop entwickelt. Im Juni 2018 kam es im Rahmen von Bau.Land. Partner zu einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Gemeinde mit dem Unternehmen Metten. Tanja Fischer: „Mit Blick auf die Herausforderungen des Standortes war Bau.Land.Partner zu Beginn das richtige Modul, um mit den Eigentümern ins Gespräch zu kommen, die grundsätzliche Mitwirkungsbereitschaft zu klären und Perspektiven zu entwickeln.“ In Finnentrop gab es mit der Firma Metten einen Haupteigentümer der Fläche, der zur Zusammenarbeit bereit war und einen weiteren Eigentümer, der sich entschieden hatte, nicht am Programm zu partizipieren. Nach Klärung der Interessen und Mitwirkungsbereitschaft von Eigentümer und Kommune im Rahmen der Moderationstätigkeiten von Bau.Land.Partner, konnten erste Planungsideen erarbeitet und auf ihre städtebauliche und wirtschaftliche Tragfähigkeit überprüft werden.
Ein Blick in die ehemalige Fleischverarbeitung der Firma Metten, bekannt für die Wurstspezailität „Dicke Sauerländer.“
Salzkeller im Stollen
Vor allem eine Besonderheit des Projekts brachte genau diese Tragfähigkeit ins Wanken. Die Gebäude der ehemaligen Fabrik wurden zum Teil in den Felsen gebaut. Der heutige Firmenchef Tobias Metten, Urenkel des Firmengründers Wilhelm Metten erläutert: „Mein Urgroßvater startete 1902 hier mit einer kleinen Metzgerei, die sich über die Jahrzehnte zu einer Fleischfabrik und zum Hauptarbeitgeber in Finnentrop ausdehnte.“ Die Gebäude wuchsen in den Felsen hinein. Auch in dem kontinuierlich vergrößerten Gebäude vor dem Berghang entstanden verschachtelte Strukturen, kleine Kühlhäuser reihten sich aneinander, verwinkelte Treppenhäuser und enge Aufzüge führten von Ebene zu Ebene über insgesamt sieben Stockwerke. Horizontal erstreckten sich die Räume im Inneren bis in den sogenannten Salzkeller. 100 Meter tief in den Berg reicht der Stollen, in dem einst Knochenschinken gesalzen und gelagert wurden.


Erweiterte Möglichkeiten durch Bau.Land.Partner+
Eva Dannert vom Bereich Konzepte und Entwicklung bei NRW.URBAN: „Im Rahmen von Bau.Land.Partner konnten wir alle notwendigen Gespräche zwischen den Eigentümern und der Kommune moderieren und Nutzungsvarianten im Konsens erarbeiten. Zum Ende des Prozesses zeichnete sich jedoch ab, dass diese Entwicklungsschritte nicht für eine tatsächliche Revitalisierung der Fläche ausreichen werden. Deshalb hat das Team von Bau.Land.Partner die Gemeinde über weitere Möglichkeiten der Landesinitiative Bau.Land.Leben informiert und die Empfehlung ausgesprochen, sich für das Modul Bau.Land.Partner+ zu bewerben.“ Bau.Land.Partner+ eröffnet unter anderem die Möglichkeit, ein Fachgutachten in Auftrag zu geben, das die statischen und geologischen Gegebenheiten beurteilt und den Aufwand für den Rückbau besser einschätzbar macht. Das Plus gegenüber dem Programm Bau.Land.Partner ist also eine Vertiefung des bisher Erreichten: Es stellt Mittel für Planungen und Gutachten zur Verfügung, die zur Aufklärung des Standortes tatsächlich notwendig sind und die Kommunen dabei unterstützen, eine Ankaufsentscheidung treffen zu können oder – sofern sich die Fläche bereits in kommunalem Eigentum befindet – weitere kommunale Schritte in Richtung Aktivierung des Standortes zu unternehmen.
Die Moderation des Verfahrens und die Vergabe von Leistungen übernimmt auch hier das Team von Bau.Land.Partner+ für die Kommunen. Abgerundet wird das Leistungspaket von Bau.Land.Partner+ durch eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und eine erste Einschätzung der Förderperspektiven durch potenzielle Fördergeber.
Voraussetzung für Bau.Land.Partner+ ist die Bereitschaft der Eigentümer, ihre Fläche zu verkaufen. Auch die Kommune muss ankaufswillig sein. Bau.Land.Partner+ kommt bei Grundstücken zum Einsatz, bei denen absehbar ist, dass sie nur defizitär entwickelbar sind und ohne Unterstützungsangebote des Landes in der Regel nicht betrachtet werden können.
Tanja Fischer: „Das Team von Bau.Land. Partner hatte zum Metten-Gelände eine stichprobenartige Marktabfrage durchgeführt. Diese zeigte, dass der Standort zwar von vielen Investoren als interessant, letztendlich aber aufgrund fehlender Sachgutachten wirtschaftlich als zu risikoreich eingeschätzt wurde.“
Ein Filetgrundstück
In Finnentrop haben die kooperationsbereiten Akteure auf allen Seiten nun die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass das Unterstützungsangebot „Bau.Land. Partner+“ einen erheblichen Kostenanteil der erforderlichen Gutachten und Untersuchungen trägt und ein Projektteam von NRW.URBAN die weitere Entwicklung vorantreiben kann. Bürgermeister Achim Henkel ist zuversichtlich, dass seine Gemeinde, sind die Rahmenbedingungen erst geklärt, auch bei zukünftigen Förderanträgen „punkten kann“ und die Fläche nach erfolgreicher Sanierung Investoren lockt: „Das Gelände liegt mitten im Ortskern und ist optimal angebunden. Es befindet sich gegenüber vom Bahnhof und dem Zentralen Omnibus-Bahnhofs. Der Lennepark sowie Nahversorger sind fußläufig erreichbar.“ Das „Filetgrundstück“ sei prädestiniert für attraktive Wohnungen, insbesondere könnten auch Konzepte für Seniorenwohnen integriert werden. Der Standort, der an das überregionale Radwegenetz angeschlossen ist, wäre außerdem auch für ein Hotel oder Hostel geeignet.


Ministerin Ina Scharrenbach (l.) reiste zur Vertragsunterzeichnung an. Im Hintergrund (v. l. n. r.): Finnentrops Bürgermeister Achim Henkel, NRW.URBAN-Geschäftsführer Henk Brockmeyer
und Projektleiter Klaus-Dieter Büttner
Zur Vertragsunterschrift war die Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, Ina Scharrenbach, persönlich angereist. „Das ist schon ein dicker Sauerländer, den sie uns hier vorgelegt haben“, sagte sie in ihrer Rede gut gelaunt. Und warb anschließend für die Module aus dem Bau.Land.Leben- Programm: „In vielen kleineren Städten und Gemeinden liegen Brachflächen mitten im Ort wie hier in Finnentrop. Bürgerinnen und Bürger kommen täglich vorbei und fragen sich, was aus der Fläche wohl werden wird. So eine Brache ist wie eine offene Wunde mitten im Herzen einer Gemeinde. Wenn es uns gelingt, diesem Standort eine realistische, wirtschaftliche Zukunftsperspektive zu eröffnen, dann kann das beispielgebend für viele andere kleine Städte und Gemeinden sein.“
Auch NRW.URBAN-Geschäftsführer Henk Brockmeyer erhofft sich beim Metten- Projekt nun den Durchbruch mit den bald vorliegenden Gutachten und Untersuchungsergebnissen. In circa einem halben Jahr soll klarer werden, welche Möglichkeiten es für das ehemalige Betriebsgelände gibt. Henk Brockmeyer: „NRW.URBAN unterstützt die Gemeinde im gesamten Prozess mit Fachwissen und Personal. Wir haben hier in Finnentrop das große Glück, mit einem Eigentümer zusammenarbeiten zu können, der Verantwortung für seine Gemeinde und seine Hinterlassenschaft übernimmt, und mit einer Gemeindeverwaltung, die mit aller Kraft dieses Projekt vorantreiben möchte.“
”So eine Brache ist wie eine offene Wunde mitten im Herzen einer Gemeinde.
Ina ScharrenbachMinisterin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen


Bau.Land.Partner+
… unterstützt Kommunen bei der Brachflächenentwicklung.
… kommt bei Flächen zur Anwendung, deren Entwicklung bisher an der Wirtschaftlichkeit gescheitert ist.
… hilft der Kommune durch Aufklärung und Planung
Voraussetzungen
- Erwerbsinteresse der Kommune oder Fläche ist bereits in kommunalem Eigentum
- Verkaufsbereitschaft des Eigentümers
- Standort ist nicht wirtschaftlich entwickelbar
Leistungen
- Aufklärung über die Entwicklungsrahmenbedingungen
- Abstimmung von Leistungsumfang, Beauftragung und Anteilige Finanzierung von Drittgutachten
- Erarbeitung von Entwicklungsszenarien
- Organisation und Moderation eines Gespräches zur Einschätzung der Förderperspektiven durch potenzielle Fördergeber.
- Erstellung eines nutzungsspezifischen Businessplans
Unser Auftrag
Hier ist die NRW.URBAN GmbH & Co. KG tätig für das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen.

Ansprechpartnerin
Dr. Eva Dannert
Konzepte | Entwicklung
Revierstraße 3,
44379 Dortmund
Tel.: 0231 4341.397