
Rund 300 Schülerinnen und Schüler werden heute an der Südschule in Fischeln unterrichtet. Moderne Erweiterungsbauten ergänzen das unter Denkmalschutz stehende Hauptgebäude.
Aus dem Planungsgebiet Plankerheide in Krefeld wird die Sonnenheide, ein weitestgehend autofreies Quartier mit hohem Grün- und Freiflächenanteil, attraktiven Aufenthaltsflächen und Gemeinschaftseinrichtungen, die Nachbarschaften stärken.
„Go4Wohnen“ lautet das Motto der Landesregierung für Projekte der Kooperativen Baulandentwicklung. NRW.URBAN unterstützt die Stadt Krefeld im Rahmen dieses Bau.Land.Leben-Moduls bei der Entwicklung von zwei Flächen in Krefeld-Fischeln, mit dem Ziel, neuen Wohnraum in der Samt- und Seidenstadt zu schaffen. Das Wettbewerbsverfahren für das 13 Hektar große Planungsgebiet Plankerheide konnte 2023 abgeschlossen werden. Der Siegerentwurf des Planungsbüros Albert Wimmer ZT (AWZT) aus Wien in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsplanungsbüro Knollconsult und dem Verkehrsplanungsbüro Rosinak überzeugte die Jury.
In kompakter Bauweise entstehen fünf Nachbarschaften mit insgesamt fünf Gemeinschaftshöfen am Ortsrand von Fischeln. Eine Mischung aus Reihenhäusern, Doppelhäusern und Geschosswohnungsbau prägt diese Nachbarschaften, die wie große Hofanlagen mit Gartenstadtcharakter angelegt werden. Die zukünftige Sonnenheide folgt den Prinzipien für ein innovatives Klimaquartier: autofrei, mit Grün- und Solardächern, gebaut nach dem Schwammstadtkonzept. Aber nicht nur Umweltaspekte, auch soziale Faktoren berücksichtigt das Konzept. Die Infrastruktur wendet sich auch gegen das zunehmende Phänomen der Einsamkeit und stärkt das Gemeinwohl: Gemeinschaftsflächen laden zum gemeinsamen Gärtnern ein und schaffen Orte der Begegnung.
„Fischeln ist ein in sich gewachsener Stadtteil: Hier leben Familien, Senioren und Alleinstehende. Es ist wichtig, dass sich ein Entwurf für ein neues Wohngebiet in den Stadtteil einfügt. Kleine Nachbarschaftsverbände ergeben gemeinsam ein lebendiges Quartier“, erklärt Ludger Walter als Abteilungsleiter Städtebau bei der Stadt Krefeld und Fachpreisrichter in der Jury.

Hier entsteht die Sonnenheide, ein autofreies Quartier mit Freiraum und Gemeinschaftsflächen für eine lebendige Nachbarschaft.
”Wir fragen uns stets: Wem muss unser Projekt dienen? Wer soll hier wohnen, arbeiten, leben und vor allem, wie?
Celine StemmelenPlanungsbüro AWZT
Autofrei mit guter Anbindung
Entscheidend für das Jury-Urteil war auch das Verkehrskonzept, das vom Planungskonsortium vorgelegt wurde. Zwei Mobilityhubs – moderne Sammelgaragen für Autos und Fahrräder, mit Ladeinfrastruktur und Paketstation sowie einem Verleih für Lastenräder, Scooter und Fahrräder für die „letzte Meile“ – ergänzen das autofreie Quartier. Im Innenbereich des Planungsgebietes werden Fußgängerinnen und Fußgänger Vorrang haben und sich die Wege mit Radfahrenden teilen. Geteilte Räume, darauf setzt das Konzept, denn so werden auch zufällige Begegnungen unter Nachbarinnen und Nachbarn möglich: Man trifft sich, beim Besteigen des geplanten E-Bus-Shuttles, in der Sammelgarage oder im Gemeinschaftsgarten.
Nicht zuletzt ist die Anbindung des Wohngebiets an den öffentlichen Personennahverkehr in den Planungen berücksichtigt. Die bereits existierende Haltestelle Grundend im Norden, wo Straßen- und U-Bahnen halten, die K-Bahn-Strecke im Osten, der Busverkehr, der aktuell über die Kölner Straße im Westen rollt, und Anbindungen im Süden des Quartiers – bestehende und zukünftige Verkehrsflüsse werden aktuell analysiert. „Über die Rahmenvertragsinitiative konnten wir treuhänderisch für die Stadt Krefeld mehrere spezialisierte Ingenieurbüros beauftragen“, berichtet Julia Batzdorf vom technischen Bereich Planung | Steuerung | Bau bei NRW.URBAN. Welche Verkehrslast ist morgens zu erwarten, wenn die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner der Sonnenheide die Quartiersgaragen verlassen, um zur Arbeit zu fahren, welche abends, wenn sie wieder heimkehren? Wie gestalten sich Schülerverkehre? Kann eine „grüne Welle“ auf der viel befahrenen Kölner Straße aufrechterhalten werden? „Externe Spezialisten führen für uns Verkehrsanalysen durch und erarbeiten anhand eines Simulationsmodells Empfehlungen für die zukünftige Verkehrsführung in das neue Wohngebiet.“


Fotos: Franklin Berger
Soziale Verortung von Architektur
Anregungen und Ideen für die Ausschreibung des Planungswettbewerbs, den NRW.URBAN für die Stadt Krefeld im Rahmen von Go4Wohnen – Kooperative Baulandentwicklung betreut hat, lieferte auch ein Projekt mit Studierenden der Technischen Universität (TU) Dortmund. Sie widmeten sich in ihren Semesterarbeiten dem Gebiet Plankerheide und brachten Ideen ins Rennen, die das Konzept des Planungskonsortiums ebenso aufgegriffen hat wie die Ergebnisse aus Experten-Workshops und Bürger-Diskussionen.
Im September 2024 fand der Auftaktworkshop für das Planungsgebiet mit den Vertreterinnen und Vertretern des Stadtplanungsamtes Krefeld und Beteiligten aus den Fachabteilungen statt. Celine Stemmelen vom Planungsbüro AWZT: „Im Juni dieses Jahres kam dann die erfreuliche Nachricht, dass es mit der Planung weitergeht. Rahmenplan und städtebaulicher Entwurf werden bis Dezember 2025 abgeschlossen sein.“ Die Planerinnen und Planer legen viel Wert darauf, die soziale Verortung der zu bearbeitenden Vorhaben zu analysieren. „Wir fragen uns stets: Wem muss unser Projekt dienen? Wer soll hier wohnen, arbeiten, leben und vor allem, wie? Was braucht der Mensch und wie kann Architektur sein Leben bereichern?“, sagt Celine Stemmelen.
So werden durch die Wohnhöfe der Sonnenheide zwei Qualitäten vernetzt: urbane Vitalität und dörfliches Gemeinschaftsgefühl. Zusätzlich wird auf dem Areal ein „Haus der Bildung“ errichtet, bestehend aus einer zweizügigen Grundschule, einer sechsgruppigen Kindertageseinrichtung (Kita), einem Familienzentrum und einer großen Sporthalle.
Ein solches „Haus der Bildung“ entsteht aktuell bereits an der Hofstraße in Krefeld und gilt als pädagogisches Leuchtturmprojekt mit Strahlkraft. Unter dem Dach eines gemeinsamen Familienzentrums entstehen dort eine Kindertageseinrichtung (Kita) und eine Grundschule, zusammen mit einer Sporthalle und einer Quartiersgarage. Das zweite „Haus der Bildung“ in Krefeld wird nicht nur in der Nähe zur Sonnenheide liegen, sondern auch zum Neubaugebiet Fischeln-Südwest. Dieses zweite Wohngebiet in Fischeln wird ebenfalls mit Unterstützung von NRW.URBAN entwickelt.




Rahmenvertragsinitiative zahlt sich aus
Für die Sonnenheide lässt NRW.URBAN aktuell eine Reihe von Gutachten erstellen, darunter auch ein Baugrundgutachten. „Über die Rahmenvertragsinitiative konnten wir schnell und unkompliziert dafür ein erfahrenes Büro beauftragen“, sagt Peter Driesch aus dem Bereich Projektmanagement bei NRW.URBAN. Das Beratungs- und Ingenieurbüro TAUW führt aktuell zum Beispiel Versickerungsversuche im Baugebiet durch. „Im Rahmen der Bodenuntersuchung werden Versickerungsuntersuchungen im anstehenden Boden sowie Laborversuche an Bodenproben durchgeführt. Somit lässt sich für die weitere Planung von Versickerungsanlagen die Durchlässigkeit beziehungsweise Versickerungsfähigkeit des Bodens bestimmen“, erläutert Jannik Deppenkemper von TAUW.
Die Ergebnisse der Analysen verarbeiten dann wiederum Fachplanerinnen und -planer für die verschiedenen Planungsschritte. Peter Driesch: „In diesem Ortsteil von Krefeld steht zum Beispiel das Grundwasser relativ hoch. Da wir gemeinsam mit der Stadt Krefeld ein Klimakonzept mit Überschwemmungsvorsorge für das Baugebiet umsetzen möchten, sind valide Daten für eine zukunftsweisende Planung von großer Bedeutung.“

Dieser Artikel ist Teil des NRW.URBAN Journals 2/25
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