Deutschland will bis 2030 die Treibhausgasemissionen um 65 Prozent senken und bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden. Besondere Bedeutung kommt dabei der Energiefrage, insbesondere dem Heizen, zu, denn die Wärmeerzeugung ist mit rund 50 Prozent Anteil am gesamten Energieverbrauch ein echtes Schwergewicht. NRW.URBAN unterstützt als Tochtergesellschaft des Landes Nordrhein-Westfalen zahlreiche Kommunen bei der Planung neuer Wohnquartiere, zudem werden die Fachleute auch hinzugezogen, wenn es um die energetische Ertüchtigung im Bestand geht.
Die kommunale Wärmeplanung stellt für viele Städte und Gemeinden eine gewaltige Herausforderung dar, eine Aufgabe, die mangels personeller und fachlicher Ressourcen ohne Unterstützung nahezu unüberwindbar ist. Schauen wir auf die Stimmungslage in den Kommunen Nordrhein-Westfalens, so stellen wir fest, dass es viele Verunsicherungen gibt. Zwar befassen sich Städte und Gemeinden schon länger mit den Klimazielen, eine direkte Umsetzung wirkungsvoller Maßnahmen in der Quartiersplanung ist jedoch in den seltensten Fällen schon erfolgt. Was ist der richtige Weg? Wie können die Maßnahmen finanziert, wie die Bürgerinnen und Bürger mitgenommen werden?
Keine Angst vorm Anschlusszwang
Michael Harms, bei NRW.URBAN im Bereich Planung | Steuerung | Bau tätig, sagt: „Um konsequent Energiesysteme umzustellen, braucht es viel Mut, vor allem politischen Mut. Schon in der frühen Phase der Bebauungsplanaufstellung müssen die Kommunen ihre Ziele klar definieren. Kommunen müssen sich zum Beispiel trauen, für Neubaugebiete Anschlusszwänge zu verhängen. Nur so gelingt es, für die Versorgungsbetriebe die finanzielle Grundlage für notwendige Investitionen zu schaffen und als Kommune die Planungshoheit zu bewahren.“
Städten und Gemeinden fällt es häufig auch schwer, eine Entscheidung zu fällen: Welches Energiesystem trägt wohl am effektivsten zur Wärmeerzeugung bei? Dazu unser NRW.URBAN-Experte: „Grundsätzlich haben wir in Deutschland ausreichend Wärme und Energie, um diese in unsere Netze, seien es Nah- oder Fernwärmenetze, zu integrieren und damit sowohl alte Bestände als auch neue Quartiere zu beheizen.“ Effektivität sei jedoch vor allem durch zentrale Netze zu erreichen. Michael Harms plädiert dafür, individuelle Wärmeerzeugung zurückzufahren, diese langfristig nicht mehr zuzulassen und in Nah- und Fernwärmenetze zu investieren. Nur so können regenerative Energiequellen oder auch Abwärme aus Industrieproduktionen, aus der Müllverbrennung oder aus Erdwärme gewonnene Energie eingespeist und für die Wohnbebauungen nutzbar gemacht werden.
”Um konsequent Energiesysteme umzustellen, braucht es viel Mut, vor allem politischen Mut.
Michael HarmsBauingenieur bei NRW.URBAN
Mehr Möglichkeiten zur Einspeisung
Gerade kleinere Städte und Gemeinden scheuen sich heute noch vor der Umstellung auf zentrale Netze. Sie erlauben weiterhin die individuelle Versorgung mit Luftwärmepumpen, um die Planungsvorläufe für Neubaugebiete nicht zu verkomplizieren. Großstädte stehen wieder vor anderen Problemen. Hier haben viele städtische Versorger bereits ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. Auch was die Sanierung von Altbeständen angeht, sehen sich die Kommunen Konflikten ausgesetzt. Es gibt zahlreiche Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen, die nicht mehr sanierungsfähig und mit den modernen Heizsystemen einfach nicht kompatibel sind. Auch für diese Gebäude muss es sinnvolle Lösungen geben. Hier sind Forschung und innovative Unternehmen gefragt.
In Hinsicht auf die Klimaneutralität und das Erreichen der Klimaziele sind Großstädte, die bereits über ein Fernwärmenetz verfügen, eindeutig im Vorteil. Da diese Netze häufig jedoch schon an der Überlastungsgrenze betrieben werden, bedarf es in Zukunft mehr Einspeisungsmöglichkeiten von Wärmeproduzenten, um diese Energiesysteme weiter auszubauen und die gewonnene Energie nutzbar zu machen.
Michael Harms: „Eine der größten Herausforderungen in naher Zukunft wird also die Verknüpfung der Netze sein. Dabei geht es nicht nur darum, die Energie- mit den Stromnetzen zu verknüpfen, sondern auch die Wärmesysteme wie Fern- und Nahwärme sowie die Versorgungssysteme zukünftiger und bestehender Quartiere miteinander zu vernetzen.“
Unser Podcast zum Thema „Wärmevision – Energie neu gedacht: Ein Praxischeck aus NRW“
Emissionen senken, die Treibhausgase bis 2030 um 65 Prozent zurückdrehen und bis 2045 klimaneutral werden – das sind die ambitionierten Klimaziele in Deutschland. Im Jahr 2023 war insbesondere die Heizung in aller Munde. Die verschiedenen Technologien der Wärmeerzeugung werden weiterhin heiß diskutiert. Die Devise lautet: Weg von den fossilen Brennstoffen und hin zu nachhaltigen Lösungen. Mit dabei in dieser Folge ist u.a. unser Experte Michael Harms.
Ihre Kontaktperson
Michael Harms
Planung | Steuerung | Bau
Fritz-Vomfelde-Straße 10,
40547 Düsseldorf
Tel.: 0211 54238.319