Bauleiter Felix Rieke (v.l.n.r.) und Matthias Rieke, Investor, führen Bürgermeister Peter Vos sowie Kommunalpolitiker Martin Attermeyer und Heinz Weifels, Leiter des Bereichs Projektmanagement bei NRW.URBAN, über die Baustelle.
Die Gemeinde Recke war eine der ersten Kommunen in Nordrhein-Westfalen, die Planungs- und Entwicklungsleistungen über das Programm Flächenpool.NRW (heute Bau.Land.Partner) in Anspruch genommen hat. Im April 2017 startete das Verfahren. Heute ist der erste Bauabschnitt auf einer ehemaligen großen Industriebrache mitten in Recke abgeschlossen, die ersten Mieterinnen und Mieter sind eingezogen, im zweiten Baufeld laufen die Arbeiten auf Hochtouren.
Ein Blick in die Geschichte: 2015 gab die DMK Ice Cream GmbH die Schließung ihrer Eiscremefabrik in Recke bekannt. Die integrierte Lage des Werks machte eine Expansion und damit eine wirtschaftliche Fortführung des Unternehmens an dem Standort unmöglich. Was arbeitspolitisch für die 11.500 Einwohnerinnen und Einwohner zählende Gemeinde zunächst ein Schock war, erwies sich wohnungspolitisch als große Chance. Denn die integrierte Lage bietet beste Voraussetzungen für Wohnbebauung – und neue Wohnungen werden in der Gemeinde dringend benötigt.
NRW.URBAN stellt Ressourcen zur Verfügung
Doch eine solide Standorteinschätzung zu geben und eine Risikoanalyse durchzuführen, die von der DMK vorgelegten Boden- und Baugutachten zu beurteilen, Potenziale für eine zeitnahe Nachnutzung auszuloten, um zukünftige Investoren zu gewinnen – all das wäre für die Gemeindeverwaltung allein nicht zu stemmen gewesen.
NRW.URBAN hat den Prozess begleitet. Peter Vos, Bürgermeister der Gemeinde Recke: „Bis zur Beschlussfassung, wie und mit wem das Gelände entwickelt werden soll, war NRW.URBAN als neutraler Partner mit dabei. Und das war sehr hilfreich.“
Da Alt-Eigentümer, Gemeinde und Politik in guter Kooperation nach einer Lösung suchten, konzentrierte sich die Tätigkeit des NRW.URBAN-Teams weniger darauf, Konflikte moderativ zu lösen, wie es bei vielen anderen Bau.Land.Partner-Projekten der Fall ist. Die Expertinnen und Experten setzten vielmehr ihr Know-how ein, die Gemeinde vor einer großen Gewerbebrache im Herzen der Stadt zu bewahren und ein tragfähiges Zukunftskonzept zu entwickeln.
Mit Erfolg: Im Entstehen ist ein innerstädtisches Wohnquartier mit unterschiedlichen Wohnformen für alte und junge, behinderte und nicht-behinderte Menschen, Familien und Singles, mit Café, Einkaufsmöglichkeiten und Quartiersplatz – barrierearm, energieeffizient und komfortabel ausgestattet, das sich harmonisch in die direkt angrenzende Ein- und Mehrfamilienhausbebauung einfügt.
Investor Matthias Rieke erläutert die nächsten Schritte: Bald soll der Hochbau der mehrstöckigen Mehrfamilien- und Geschäftshäuser beginnen. Bilder: Marius Jacoby
Herausfordernde Altlastenentsorgung
Bis Februar 2023 liefen die Rückbauarbeiten und die Altlastenentsorgung. Das Kreisumweltamt war kontinuierlich involviert. „Vor den Augen von 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern haben wir 100 Jahre Recker Industriegeschichte entsorgt“, berichtet Hermann Berentelg. Bis zu 6,40 Meter tief wurde der Boden ausgekoffert und fachgerecht abgefahren oder wiederverwertet. Matthias Rieke: „Wir sind stolz darauf, dass wir wieder einen jungfräulichen Acker hergestellt haben.“
In Bedarfslücke gestoßen
Matthias Rieke und Hermann Berentelg haben die Mühen der Altlastensanierung inzwischen hinter sich gelassen und schauen voller Optimismus in die Zukunft. Die Wohnungen aus dem ersten Bauabschnitt waren innerhalb weniger Wochen vermietet. Das bestätigt sie darin, dass sie mit ihrem Konzept in eine Bedarfslücke in Recke gestoßen sind. Das Wohnen im Innenstadtbereich, in Mehrfamilienhäusern, die Möglichkeit des betreuten Wohnens – all das macht das Angebot für die Menschen in Recke attraktiv. Gründächer, ein üppig bepflanzter Quartiersplatz und grüne „Päddchen“ als Wegeverbindungen für Fußgängerinnen und Fußgänger sorgen außerdem für ein gutes Klima im Quartier. Und die Ausstattung der Häuser mit Solaranlagen sowie Luft-/Wasserwärmepumpen, mit Fußbodenheizungen und elektrischen Raumthermostaten sind nicht nur für umweltbewusste Bürgerinnen und Bürger ein Argument. Die Umsetzung des KfW40-Standard EE verringert die Heizkosten auf ein Minimum.
Wer in Reckes neuer Mitte wohnt, spart nicht nur Heizkosten, der hat es auch bequem. Parkplätze wurden zum großen Teil in Tiefgaragen untergebracht, die über Aufzüge und Tunnel mit den Wohneinheiten verbunden sind. An Vorinstallationen für den Anschluss von E-Autos wurde ebenso gedacht wie an Parkplätze für E-Scooter für bewegungseingeschränkte Menschen. In den Fahrradgaragen, die zu jedem Haus gehören, sind bereits Steckdosen mit separaten Zählern für das Aufladen von E-Bike-Batterien installiert.
An einer wichtigen Ortsverbindung, der Vogteistraße, bilden zwei kombinierte Wohn- und Geschäftshäuser den Abschluss des Gebietes. Hier entstehen weitere 19 Wohnungen, von denen einige auch sozial gefördert sind. Eine Bäckerei eröffnet auf 250 Quadratmetern ein Café mit Bistro und Außengastronomie. Im Sommer 2025 können sich dort die neuen Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers mit ihren Freundinnen und Freunden auf einen Kaffee treffen, so ist der Plan.
”Vor den Augen von 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern haben wir 100 Jahre Recker Industriegeschichte entsorgt.
Hermann BerentelgBaustoffhersteller
Das Rendering zeigt das neue Quartier – eine für Recke ungewöhnlich dichte Bebauung.
Ihre Kontaktperson

Heinz Weifels
Projektmanagement
Fritz-Vomfelde-Straße 10,
40547 Düsseldorf
Tel.: 0211 54238.229