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BeitragJournal 02/21Projektmanagement

Als die Fledermäuse die Kasernen eroberten

By 28. Juli 2021November 10th, 2021Keine Kommentare
Zwergfledermaus in der Hand

Konversion der York- und Oxford-Kasernen in Münster

Auch bei der Konversion der York- und der Oxford-Kaserne in Münster, bei der NRW.URBAN seit 2018 als Entwicklungsgesellschaft auf Zeit die operative Umsetzung verantwortet, spielten geschützte Arten immer wieder eine besondere Rolle. Evelyn Falk, Master of Science im Bereich Boden, Gewässer und Altlasten, ist bei NRW.URBAN für den Bereich Konversion und Flächenherrichtung zuständig. Beim Rückbau leerstehender Kasernen-Gebäude begegneten ihr verschiedene geschützte Tiere, die sich bereits heimisch fühlten.

Fünf Fledermausarten

Alleine auf dem Areal der York-Kaserne wiesen von NRW.URBAN eingesetzte Experten fünf Fledermausarten nach. Alle Fledermausarten zählen laut Gesetz zu den sogenannten planungsrelevanten Arten. Evelyn Falk: „Stellen wir das Vorkommen von Fledermäusen fest, müssen wir diese umsiedeln und alle fledermausrelevanten Strukturen beseitigen.“ In anderen Worten: Für Fledermäuse attraktive Rückzugsgebiete wie Löcher oder Höhlen in Leerständen werden verschlossen oder mit Netzen abgedeckt. Gleichzeitig muss ein Ausgleich durch Ersatzhabitate in direkter Nachbarschaft, beispielsweise in Form von Fledermauskästen, geschaffen werden.

Besonderes Augenmerk galt in Münster der Zwergfledermaus. Denn diese Art nutzt den Leerstand sowohl als Winterquartier als auch als Wochenstube, also als Brutstätte. „Um die weitere Ansiedlung der Tiere zu verhindern, greift man zu sogenannten Vermeidungsstrategien. Dächer werden abgedeckt, um die Flächen so weniger einladend für die Tiere zu machen“, berichtet Evelyn Falk. Doch nicht nur Fledermäuse begegneten dem Team um Evelyn Falk im Laufe der noch andauernden Flächenherrichtung der beiden Gelände. Auch die Schleiereule und der Hausrotschwanz nutzten das Areal. Evelyn Falk: „Wegen des vorkommenden Steinkauzes wurde für die York-Kaserne zwischenzeitlich sogar ein Betretungsverbot ausgesprochen.“

Leerstände sind attraktive Rückzugsorte für Fledermäuse, denn dort ist es kühl, feucht und frostfrei.

Verlockende Baugruben

Auch Baugruben, in denen sich Regenwasser sammelt, erobern sich manche Tiere mit Vorliebe und verwandeln diese in kürzester Zeit zu Biotopen. NRW.URBAN hat so schon Molche umgesiedelt und musste mit Geschick und Expertenwissen eine Stockenten-Familie überzeugen, sich aus einem Regenrückhaltebecken zurückzuziehen.

Bauvorhaben der Größenordnung wie die der Konversion der beiden Kasernen in Münster unterliegen Gesetzen, die bestimmte Abläufe vorgeben. Evelyn Falk: „Bevor wir einen Abbruch einleiten, stimmen wir uns mit verschiedenen Ämtern und Behörden ab.“ Im Fall der Konversion in Münster brachte die Untere Naturschutzbehörde die Auflage ein, dass alle Maßnahmen zur Herrichtung der Flächen den Paragraphen 44 des Bundesnaturschutzgesetzes berücksichtigen müssen. Eine Ökologische Baubegleitung leistet den Artenschutzfachbeitrag.

Die Experten überwachen jeden Schritt des Rückbaus und prüfen für jedes einzelne Gebäude den Status quo. „Sobald die ökologische Baubegleitung die Freigabe für einen Bauabschnitt erteilt, ist diese nur eine Woche lang gültig. Dann müssen alle Gewerke schnell reagieren“, berichtet die Projektleiterin. Nicht selten kommt es unter Zeitdruck zu Interessenskonflikten: Die zahlreichen Gewerke, die auf Großbaustellen tätig sind, stehen schließlich vor großen logistischen Herausforderungen, wenn sich der Baufortschritt wegen des Artenschutzes verzögert oder zwischenzeitlich komplett lahmgelegt wird. Evelyn Falk: „Als Ökologische Baubegleitung darf einen so schnell nichts aus der Ruhe bringen.“

Ansprechpartnerin

Evelyn Falk
Planung | Steuerung | Bau

Revierstraße 3, 44379 Dortmund
Tel.: 0231 4341.240

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Evelyn Falk, Planung | Steuerung | Bau, Portrait

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