
Im Rahmen der Landesgartenschau 2026 entsteht in Neuss ein Stadtpark der Zukunft, der über einen Fuß- und Radweg an die Rheinauen angebunden wird.
Gemeinsam lebendige Räume schaffen – das ist das Versprechen, mit dem NRW.URBAN die Quartiersentwicklung in Neuss-Hammfeld begleitet. Was bedeutet das konkret, wenn aus einer Brachfläche ein Ort für Begegnung, Bewegung und Biodiversität entsteht? Im Gespräch mit Projektverantwortlichen von Stadt und NRW.URBAN wird deutlich: Es geht nicht nur um Gestaltung. Es geht um Haltung.
Als Gesellschafterin der NRW.URBAN Kommunale Entwicklung GmbH kann die Stadt Neuss für verschiedene Projekte der Stadtentwicklung auf die Ressourcen und auf die Expertise der Landesgesellschaft zurückgreifen. „Im Hinblick auf die Landesgartenschau 2026 ist das eine wertvolle Kooperation, die uns beim Endspurt bis zur Eröffnung im April sehr hilft“, sagt Daniel Gerson, Projektleiter für die Quartiersentwicklung Neues Hammfeld in Neuss. Das Hammfeld ist ein Stadtbezirk im Neusser Osten. Es umfasst das ehemalige Rennbahngelände, den Dienstleistungs- und Bürostandort Hammfeld I, eine Entwicklung aus den 1970er- und 1980er-Jahren, das Hammfeld II und das Rheinpark-Center, ein ebenfalls in den 1970er-Jahren gebautes Einkaufszentrum. Mit dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) „Neues Hammfeld – Arbeiten, Wohnen und Leben zwischen Innenstadt und Rhein“ möchte die Stadt Neuss das Hammfeld I neuordnen und gesellschaftliches Miteinander stärken: Grünverbindungen als Shortcut zur Innenstadt, mehr Raum für bürgerschaftliches Engagement und neue Flächen für den Wohnungsbau sollen entstehen.

Impulse durch die LAGA 2026
Mit dem Zuschlag zur Ausrichtung der Landesgartenschau 2026 in Neuss haben die im ISEK festgelegten Stadtentwicklungsziele weitere Impulse erfahren: Als Hauptschauplatz der LAGA wird aktuell das Gelände der ehemaligen Pferderennbahn entwickelt, dort entsteht ein Stadtpark der Zukunft, ausgerichtet auf die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger. NRW.URBAN unterstützte die Stadt bereits bei den Vorbereitungen und Planungen zum Umbau des dort liegenden Hammfeldhofs. Nach Umbau und Herrichtung wird das lange Zeit ungenutzte Gebäudeensemble, bestehend aus Reithalle, zwei Stallgebäuden und einem dazugehörigen Wohngebäude, zum „Raum für Initiativen“ werden, zur Wissens- und Beratungsplattform sowie zu einer aktiven Begegnungsstätte für Garteninteressierte und lokale Akteure aus den umliegenden Siedlungsgebieten.
Helena-Sofie Gerhardt vom Amt für Stadtplanung der Stadt Neuss erläutert: „Insbesondere die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers Hammfeld I werden vom Park und vom Hammfeldhof profitieren.“ Die Weiterentwicklung des Büroparks Hammfeld I zu einem gemischt genutzten Quartier schafft Raum für rund 1.500 Wohneinheiten. Geplant ist dort eine Bebauung, die von kleineren Grünflächen durchzogen ist. „Das große Plus wird der Park sein, der als Erholungsgebiet direkt vor der Haustür liegt“, ergänzt Mavie Lakenbrink vom Amt für Stadtplanung der Stadt Neuss.


”Geht das überhaupt, eine temporäre Lösung in kurzer Zeit herbeizuführen, die dann im besten Fall zur Dauerlösung wird?
Mavie LakenbrinkStadt Neuss

Schon bestehende Wegstrecken werden ausgebaut, die Qualität wird annähernd Velorouten-Standard haben.




Umstieg vom Auto aufs Rad
Unser Redaktionsteam steht mit den Stadtund Raumplanerinnen der Stadt Neuss am Rande des Baufelds, auf dem in Zukunft die Wohnhäuser errichtet werden – in attraktiver Lage zwischen Innenstadt und Rhein. Mit von der Partie sind Mitarbeiterinnen von NRW.URBAN: Julia Batzdorf, Stadt-, Raum- und Mobilitätsplanerin für nachhaltige Konzepte, und Junior-Landschaftsarchitektin Elena Wulff. Denn eine grüne Fuß- und Radwegeverbindung soll schon bald das Zukunftsquartier Hammfeld I durchziehen, ein Weg, der vom Rhein aus bis in die Innenstadt führt. Das Besondere: Da die Wohnsiedlung erst in Zukunft entsteht, das LAGA-Gelände jedoch schon bald Gestalt angenommen haben wird, wird die Wegeverbindung temporäre Abschnitte mit einer dauerhaften Trasse kombinieren.
Mavie Lakenbrink: „Diese Vorgehensweise bedurfte in der Verwaltung zunächst einiger Überzeugungsarbeit. Geht das überhaupt, eine temporäre Lösung in kurzer Zeit herbeizuführen?“ Es geht. Julia Batzdorf: „Für Planung und Bau des Rad- und Fußwegs ist unser Team gut aufgestellt, die größte Herausforderung ist tatsächlich der straffe Zeitplan. LAGA-Eröffnung ist schließlich bereits Mitte April 2026.“ Kampfmittelräumung, Bestandsaufnahme, Klärung von Eigentumsrechten, Vermessung, Trassenplanung – diese vorbereitenden Maßnahmen hat das Team bereits routinemäßig bewältigt. Bald wird gebaut – eine kurzfristige Lösung, die aber immer auch die dauerhafte Nutzung im Blick hat.
Die Definition der finalen Form dieser aktuell nur temporär errichteten Abschnitte ist Teil eines Werkstattverfahrens, welches im September 2025 durchgeführt wurde. Im Rahmen dieses Verfahrens werden mithilfe von Teams aus Stadt- und Freiraumplanerinnen und -planern Konzepte für das zukünftige Wohnquartier Hammfeld I entwickelt. Zuvor ermittelte Bedarfe und Wünsche fließen in diese Betrachtungen ein. Die Stadt Neuss plant, im Anschluss die Ergebnisse der Öffentlichkeit zu präsentieren.


Baufeldbesichtigung im Neusser Hammfeld: Das interdisziplinäre Team von Stadtverwaltung und NRW.URBAN macht sich ein Bild vor Ort.


Fotos: Franklin Berger


Gewachsene Grünstrukturen erhalten
Mit einer Breite von vier Metern und Begrünungstreifen auf beiden Seiten hat die Fuß- und Radwegeverbindung fast Velorouten-Standard. Geplant sind auch Aufenthaltsstationen mit Infopoints zu dem, was später einmal kommen wird: Langfristig soll die Grünachse die einzelnen Wohn- und Bürocluster miteinander verbinden, öffentliche Plätze und kleinere geschützte Räume sollen als Aufenthalts- und Begegnungsflächen dienen und einen identitätsstiftenden Quartierscharakter erzeugen. Daniel Gerson: „Wir wollen mit dem Rad- und Fußweg attraktive Standorte verbinden. Für die, die das Hammfeld kennen, ein völlig neues Erlebnis, denn bisher dominiert im Stadtteil der Autoverkehr. Für diejenigen, die neu hinzuziehen, eine Chance, Menschen zu begegnen und sich auszutauschen.“
Zudem plant die Stadt Neuss im Rahmen der LAGA ein Projekt mit dem international bekannten Konzeptkünstler Mischa Kuball. Sein Auftrag: die Inszenierung von Lichtkunst entlang des Fuß- und Radwegs durchs Hammfeld bis in die Rheinauen. So erfährt die Arbeit des NRW.URBANTeams – zumindest temporär – zusätzlich eine magische Übersetzung in zeitgenössische Kunst und urbane Planung.

Planen, gestalten, begeistern
Arbeiten bei NRW.URBAN
Es ist die Vielfalt, die Julia Batzdorf an ihrem Beruf immer wieder begeistert. Die Umweltingenieurin arbeitet an Projekten für große und kleine Kommunen im Land in unterschiedlichen Rollen mit. Immer wieder trifft sie auf andere Team-Kolleginnen und -Kollegen, sie kommt in Kontakt mit Fachbüros und kommunalen Planerinnen und Planern. So auch bei der Wegeplanung in Neuss. Um Lösungen herbeizuführen, tritt sie mit unterschiedlichsten Personen in Kontakt – nicht nur mit dem Planungsteam aus Neuss, auch mit Grundstückseigentümern, mit Verantwortlichen für die IGA oder mit Mitarbeitenden aus weiteren Ämtern. Der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Ressorts von NRW.URBAN ist ihr zudem wichtig: Das Teilen von Wissen und das Vorantreiben eines nachhaltigen Wandels prägen die DNA der Landesgesellschaft. „Es ist meine Überzeugung, dass alles, was wir planen, den Menschen vor Ort dauerhaft nutzen soll. Auch hier in Neuss, wo wir zunächst temporär planen, legen wir großen Wert darauf, dass möglichst viele Streckenabschnitte später bestehen bleiben können“, sagt Julia Batzdorf und ergänzt: „Ich empfinde es als großes Glück, dass ich Beruf und private Überzeugungen vereinbaren kann.“
Junior-Landschaftsarchitektin Elena Wulff empfand bereits ihr Studium als perfekte Wahl, denn dort konnte sie ihre favorisierten Schulfächer – Mathematik, Biologie und Kunst – hervorragend vertiefen und miteinander kombinieren. „Die Arbeit bei NRW.URBAN spiegelt diesen Facettenreichtum ebenfalls wider“, sagt sie. Am Rande der geplanten Trasse in Neuss bestimmt und dokumentiert sie Bäume und Sträucher, anschließend wird sie im Team analysieren, welche Sträucher oder auch Bäume bleiben, welche eventuell weichen müssen, um zu enge Kurven oder Einbußen bei der Wegbreite zu vermeiden. Zudem hat sie ein Augenmerk darauf, dass der zukünftige Fuß- und Radweg auch ästhetisch ein Erlebnispfad für IGA-Besucherinnen und -Besucher wird. Auch die unterschiedlichen zeitlichen Dimensionen in der Stadt- und Landschaftsplanung haben für sie großen Reiz. „Es erfüllt, die Zukunft mitgestalten zu dürfen“, sagt sie. Beim Neusser Projekt wird sie sogar miterleben, wie die Menschen das, was sie geplant hat, nutzen, annehmen oder kritisieren werden. „Bei vielen anderen Projekten sind die Zeitdimensionen allerdings so groß, dass Jahrzehnte vergehen werden, bis wir erfahren, ob die heutigen Planungen die erwünschten Effekte bringen“, ergänzt sie. Aber auch das sei spannend.

Dieser Artikel ist Teil des NRW.URBAN Journals 2/25.
Ihre Kontaktperson

Julia Batzdorf
Planung | Steuerung | Bau
Revierstraße 3,
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Planung | Steuerung | Bau
Hansaallee 299,
40549 Düsseldorf
Tel.: 0211 54238.220